In der Tat wirken die schwere Ausrüstung und Uniform nicht gerade feminin. Trotzdem entscheiden sich auch Frauen für das THW, darunter Sarah Henschel, Maaike Ogesa und Katrin Döring. Die drei Ehrenamtlichen berichten, warum.
668 Ortsverbände hat das THW bundesweit mit rund 70 000 Ehrenamtlichen. Der Ortsverband Achim zählt 120 Mitglieder und 40 Aktive, mit vier Frauen sogar ein relativ hoher weiblicher Anteil. „Das sind zehn Prozent, bei vielen Ortsverbänden liegt das weit drunter“, sagt Katrin Döring und lacht. Und es ist nicht so, dass die Achimerinnen nur Handlanger sind: Katrin Döring leitet die Pressearbeit, Sarah Henschel ist Ausbildungsbeauftragte und Maaike Ogesa ist die einzige Frau in der Fachgruppe Wassergefahren.
Die 35-jährige Maaike Ogesa, hauptberuflich Ärztin, begann 2011 beim THW Achim. Zusammen mit ihrem Freund suchte sie ein sinnvolles Ehrenamt, das vereinbar mit dem Schichtdienst ist. In der Fachgruppe Wassergefahren fühlt sich Ogesa akzeptiert. Von Außenstehenden merke sie allerdings: „Als Frau in Uniform werde ich nach wie vor komisch angeschaut. Mein Freund kriegt dagegen oft zu hören: Mann, sieht der schick aus.“ Ihre beiden Kinder, die neunjährige Tochter und der 11-jährige Sohn, sehen diese Rollenbilder gelassen. „Meine Tochter will ins THW, sie trägt gerne das T-Shirt mit dem Logo“, sagt Maaike Ogesa.
Bereits 2003 begann Katrin Döring gemeinsam mit ihrem Mann das Ehrenamt im THW Lingen (Emsland). Die „Möglichkeit zu Auslandseinsätzen“ habe sie gereizt, etwa in der humanitären Hilfe. Die 41-Jährige spricht fünf Sprachen (Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch und Chinesisch). 2006 wechselte sie wegen Umzugs zum THW Achim. Für Döring, die hauptberuflich im Stadtmarketing in Verden tätig ist, lag es nahe, auch im Ortsverband die Öffentlichkeitsarbeit zu übernehmen. Dazu gehöre, neben der Pressearbeit, auch die Dokumentation von Einsätzen.
Darunter waren nicht selten spektakuläre Vorfälle. Etwa die Gasexplosion in Thedinghausen in den 90-er Jahren, die mehrere Wohnhäuser wegsprengte. Oder vor drei Jahren, als, ebenfalls in Thedinghausen, ein Bus in ein Haus fuhr und das THW gerufen wurde, um das Gebäude abzustützen. Im August 2012 beteiligten sich die Achimer an einer Vermisstensuche auf der Weser. „Bei einem Bootsunglück werden wir meist mit alarmiert“, sagt Henschel.
Das THW ist eine Bundesbehörde, die nur bei Bedarf angefordert wird. Für die örtliche Gefahrenabwehr ist sonst die Feuerwehr zuständig. Oftmals übernimmt das THW die Beleuchtung für Feuerwehreinsätze, etwa 2007 beim Brand einer Holzfabrik in Baden – mit der 9000 Watt starken Lichttraverse kein Problem.
Wegen der schweren Geräte braucht das THW nicht, wie die Feuerwehr, sieben, sondern 20 Minuten bis zum Einsatzort. Dafür seien Ausrüstung und Ausbildung bundesweit genormt, informiert Henschel. Das ermöglicht den Ortsverbänden, sich für überregionale Aktionen zusammenzuschließen. Henschel erinnert sich etwa an das Elbe-Hochwasser 2002, wo sie hauptamtlich im Einsatzstab war. Sie brach Hals über Kopf auf: „Es hieß nur ‚Einsatz‘ und los.“
Auch die Lehrgänge beim THW sind vielfältig – vom LKW- oder Bootsführerschein bis zu Schulungen für das Krisenmanagement. Henschels Mann ist gerade dabei, sich mit einer Zusatzausbildung für Auslandseinsätze zu qualifizieren. In Jordanien baut das THW zurzeit Camps für syrische Flüchtlinge.
Wer sich für eine Mitarbeit beim THW Achim interessiert, kann gerne zu den Gruppentreffen in die Justus-von-Liebig-Straße 5 kommen. Infos über den Ortsverband Achim, der in diesem Jahr übrigens sein 50-jähriges Jubiläum feiert, gibt es auch im Internet
Bild und Text: Lisa Duncan - Kreiszeitung - vom 10.04.2013