Am 16. November gegen 14.30 Uhr rückte der Ortsverband Achim aus. Das erste große Herbsthochwasser des Jahres hatte das Sperrwerk in Intschede getroffen und schwere Schäden daran angerichtet. Seit den Morgenstunden wurden Teile von Achim-Baden und Etelsen überflutet, die Einwohner wurden bereits evakuiert. Einige Bauwerke waren durch die Überflutung nicht mehr zu erreichen, Zufahrtsstraßen nur noch für Einsatzfahrzeuge befahrbar und Schäden an der Infrastruktur wurden vermutet. - Ein Albtraum-Szenario, dass sich jedoch zum Glück nur als Jahresabschlussübung des OV Achim entpuppte.
Aufgabe des Achimer THWs war es, verschiedene Bauwerke, insbesondere die Infrastruktur in dem Überschwemmungsbereich zu erkunden und eine eigene Führungsstelle sowie einen Sammelplatz für die eigenen und weitere angeforderte THW-Kräfte einzurichten. Außerdem musste ein temporärer Bootsanleger an der Weser installiert werden, um im Fall weiterer Evakuierungen auch auf dem Wasserweg die Bevölkerung aus dem Gefahrenbereich bringen zu können.
Das Einsatzgebiet lag an der Alten Aller, wo unter anderem eine Brücke durch das Hochwasser beschädigt wurde. Der ESS-Trupp sollte daher das Bauwerk überwachen. Dazu mussten zunächst zwei Einsatzkräfte in den Fluss steigen, um sogenannte Prismen an der Brücke anzubringen, die als Überwachungspunkte für das Messgerät dienen. Während des gesamten Einsatz konnte so überprüft werden, ob sich das Bauwerk bewegt. Sollten Bewegungen gemessen werden, würden alle Rettungskräfte sofort aus dem Gefahrenbereich abgezogen werden.
Zeitgleich begann die Bergungsgruppe, das Wasser vor der beschädigten Brücke aufzustauen und mit Pumpen an dem Bauwerk vorbeizuleiten, um dieses damit zu entlasten. Danach galt es, die Brücke von unten abzustützen und auszusteifen, damit das Bauwerk nicht einbrechen konnte.
Währenddessen baute die Fachgruppe "Notversorgung und Notinstandsetzung" ein kleines Camp für die Einsatzkräfte auf, wo diese unter anderem in Ruhe essen und sich in der Pause ausruhen konnten. Da es inzwischen dunkel geworden war, musste die gesamte Einsatzstelle ausgeleuchtet werden. Dafür kam das Notstromaggregat der Fachgruppe zum Einsatz, um die vielen Powermoons, Scheinwerfer sowie die Einsatzfahrzeuge des Zugtrupps und des ESS-Trupps mit Strom zu versorgen.
Auch die Fachgruppe "Wassergefahren" war fleißig damit beschäftigt, einen provisorischen Anleger zu bauen, an dem die Boote des OV Achim anlegen konnten. Dass dieser im Laufe der Übung von vor den Fluten flüchtenden Menschen gestürmt würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Sogar die Verpflegung der Einsatzkräfte musste von den Bootsleuten auf dem Wasserweg geholt werden.
Kaum hatten alle Einsatzkräfte gegessen und waren an ihre Stationen zurückgekehrt, ertönten laute Rufe "Hilfe, das Wasser kommt". Schreiend versuchten Menschen auf das THW-Boot, das am provisorischen Anleger festgemacht hatte, zu gelangen, um den Fluten zu entkommen. Die Retter in Blau behielten die Nerven und schafften es, geregelt einige der Flüchtenden mit dem Boot in Sicherheit zu bringen, um sofort zurückzukehren und weitere Menschen vor den Wassermassen zu retten.
Als auch diese Aufgabe gemeistert war, wurde das Einsatzende eingeläutet. Sämtliche Geräte, Beleuchtung, Zelt, Tische und Bänke mussten gereinigt und verlastet werden. Um 22 Uhr war dann endlcih Feierabend für alle. Die Übung war gut verlaufen, die Einheiten gefordert gewesen und alle Helfer gingen zufrieden und mit dem guten Gefühl, vielen Menschen helfen zu können, nach Hause.