Beim Eintreffen der Fahrzeuge und Mannschaften auf dem Gelände der THW- Bundesschule Hoya bot sich folgendes Bild: Ein knapp 8 m breiter, bis zu 6 m hoher und 50 m langer Trümmerhaufen aus Stahlbeton, Steinen, Stahlplatten und Geröll lies noch erahnen, dass es sich mal um eine Gebäude gehandelt haben muss.
Hilferufe waren nur leise zu vernehmen. Bevor erste Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden konnten, erkundeten einige Helfer die Lage. Zeitgleich richtete der Zugtrupp eine Führungsstelle vor Ort ein. Der Zugtrupp dient im Einsatz zur Koordinierung der eingesetzten Helfer, Fahrzeuge und Geräte, dokumentiert und plant den Einsatzverlauf und stellt die Verbindung zu anderen Organisationen her.
Nach der Erkundung wurden zwei Abschnitte gebildet, in dem je eine Bergungsgruppe ihren Auftrag zur Menschenrettung erfüllen musste. Bei der ersten Person versperrte ein zwei Tonnen schweres Stahlbetonrohr und viele Trümmerteile den Zugang. Diese konnten jedoch mittels eines Seilzuggerätes entfernt werden und die Person gerettet werden. Nun galt es in den Trümmerhaufen einzudringen. Hierzu war es notwendig, einen senkrechten Schacht durch die Trümmerteile zu bauen und ein Nachrutschen von Trümmerteilen zu verhindern. Anschließend war der Zugang zu einem Teil des Tunnelsystem freigelgt, wobei der Weg immer wieder durch Stahlrohre und Holzbalken versperrt wurde. Auch hier stießen die Helfer nach kurzer Zeit wieder auf einen Verletzten. Um an dieser Stelle weiterzukommen, wurde es erforderlich, knapp eine Tonne Sand mit Eimern und Klappspaten aus dem Tunnelsystem zu entfernen, um dann mit technischem Gerät einen Mauer- und einen Deckendurchbruch zu erstellen. In diesem Abschnitt konnten somit zwei weitere Verlezte Personen nach den Erste Hilfe Maßnahmen gerettet werden.
Sämtliche Arbeiten wurden durch das enge und dunkle Tunnelsystem erschwert, zum Teil waren die Durchgänge nicht größer als die Maße eines Getränkekastens.
In dem zweiten Einsatzabschnitt war es nicht leichter für die Helfer der 2. Bergungsgruppe. Konnte ein Verletzter noch recht schnell mit Krankentragen und Leitern gerettet werden, musste für die Rettung der nächsten Person schon ein Deckendurchbruch durch 50 cm starken Stahlbeton hergestellt werden. Ein weiteres Vorankommen war jedoch im Tunnelsystem nicht möglich. Somit bleib nur die Möglichkeit eines Schachtbaus von der Seite in das Tunnelsystem. Aber auch hier erschwerten Stahlrohre und ganze Deckenteile aus Stahlbeton den Zugang. Schlussendlich konnten aber auch in diesem Bereich alle fünf verletzten Personen gerettet werden.
Errichtet wurde die Übungsstrecke 2007 um die Schnell-Einsatz-Einheit-Bergung-Ausland (SEEBA) der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk auf ihre Einsatzfähigkeit zu prüfen. Diese erfüllt als erste deutsche Einheit die internationalen Rahmenvorgaben der Vereinten Nationen (UN) für humanitäre
Soforthilfeeinsätze nach Erdbeben im Ausland. Nach der erfolgreichen Prüfung wurde die SEEBA als sogenanntes "Heavy Team" in den Einsatzkatalog der INSARAG (International Search and Rescue Advisory Group) aufgenommen.